Gleichberechtigung im Duden

Ist ein Pilot auch eine Pilotin? Eine Ärztin aber nicht gleichzeitig ein Arzt? Und ist eine Politikerin eine Sonderform des Politikers? Die Fragen sind nicht so simpel, wie sie zunächst scheinen. Sogar der Duden hat lange gebraucht, um sie zu beantworten.

 

Nun aber stellt der Onlineduden klar: Ein Politiker ist eine «männliche Person, die ein politisches Amt ausübt», eine Politikerin hingegen eine «weibliche Person, die ein politisches Amt ausübt». Das ist eigentlich logisch und doch eine tiefgreifende Neuerung. Denn bisher waren Frauen durch das generische Maskulinum automatisch mitgemeint: Ein Pilot ist demnach «jemand, der [berufsmäßig] ein Flugzeug steuert» und eine Pilotin einfach die «weibliche Form zu Pilot». Diese Ungleichbehandlung schafft der Duden in der Onlineversion nun sukzessive ab.

Eine so umfassende Änderung braucht jedoch Zeit, es sind schliesslich rund 12'000 Dudeneinträge anzupassen. Bis Ende 2021 solle die Überarbeitung abgeschlossen sein, lässt der Dudenverlag verlauten. Ob der gedruckte Duden nachziehe, sei noch offen, denn beim Buch stelle sich irgendwann ein Platzproblem. Vorläufig ist ein Lehrer also weiterhin «jemand, der an einer Schule unterrichtet» und eine Lehrerin schlicht die weibliche Form dazu. Neuerdings wird zusätzlich auf genderneutrale Ausweichformen wie «Lehrkörper», «Lehrkräfte» oder «Lehrperson» hingewiesen, welche auch Menschen einschliessen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen. Die inklusive Schreibweise mit Genderstern oder anderen Hilfsmitteln propagiert der Duden dagegen nur sehr zurückhaltend und begnügt sich mit einem Überblick über die Möglichkeiten, die das Deutsche für das Gendern bereithält.

Sprachliche Ungereimtheiten

Schon Fairness gegenüber zwei Geschlechtern kann allerdings reichlich kompliziert sein. Nicht nur im Duden, auch in der Sprache selbst finden sich zahlreiche genderspezifische Ungereimtheiten. So liegen etwa die Bedeutungen von «Hauptmann» und «Hauptfrau» weit auseinander, obwohl sich der Duden mit einem Verweis um Korrektheit bemüht. Es gibt zwar ein Zimmermädchen, aber keinen Zimmerjungen, dafür einen Zimmermann, der wiederum nichts mit der Zimmerfrau zu tun hat. Und Ableitungen wie «herrlich» und «dämlich» gehören zum alltäglichen Gebrauch, sind aber sprachliche Unverschämtheiten.

Immerhin kennt der Duden mittlerweile auch Feuerwehrfrauen, Putzmänner und Päpstinnen – und sehr wohl Powerfrauen, aber keine Powermänner. Doch der Dudenredaktion bleibt noch einiges zu tun, um mit der gesellschaftlichen Gleichstellung Schritt zu halten oder gar zu deren Beschleunigung beizutragen. So wird bei der Bedeutung des Wortes «Krankenpflegerin» auf die längst veraltete Bezeichnung «Krankenschwester» verwiesen. Beim «Krankenpfleger» indessen handelt es sich nicht etwa um einen «Krankenbruder», sondern um eine «männliche Fachkraft für Krankenpflege (Berufsbezeichnung)». Und eine Chefin ist laut Duden bislang keine eigenständige weibliche Person, sondern entweder die «weibliche Form zu Chef» oder die «Frau des Chefs».